Nachruf auf Klaus Beer
Klaus Beer 24. Juni 1932 – 12. Januar 2025
Klaus Beer, Gründungsmitglied der KZ-Gedenkstätte Leonberg e.V., ist am 12.Januar nach kurzer schwerer Krankheit im Alter von 92 Jahren verstorben. Wir verlieren mit ihm eines unserer Gründungsmitglieder und ein langjähriges Vorstandsmitglied.
Klaus Beer wurde am 24. Juni 1932 in Hamburg geboren. Nach den schweren Bombenangriffen auf die Stadt zog die Familie 1943 nach Ulm/Donau, wo Klaus Beer nach dem Jurastudium in München bis 1969 als Amtsrichter tätig war. 1970 zog die Familie nach Leonberg, in die Heimat seiner Ehefrau Linde. Seitdem war Klaus Beer Richter am Landgericht und Vorsitzender Richter am Oberlandesgericht in Stuttgart.
Er war mit Überzeugung Richter und kämpfte für die Unabhängigkeit der Justiz. Mit Kolleginnen und Kollegen zusammen gründete er 1987 die „Neue Richtervereinigung“, deren Vorsitzender er mehrere Jahre lang war. Diese befasste sich in ihren Veröffentlichungen immer wieder mit der Verschleppungs-Politik in der Aufarbeitung der NS-Verbrechen. Schon in Ulm war Klaus Beer als SPD-Mitglied und gewählter Stadtrat in der Kommunalpolitik engagiert. Auch in Leonberg betätigte er sich kommunalpolitisch. Von 1984 bis 1989 war er Mitglied der neu in Leonberg gegründeten GABL-Gemeinderats-Fraktion („Grüne Alternative Bürgerliste“). Seine überragende Kompetenz als Verwaltungsjurist war gefragt bei Aktionen zur Erhaltung der Natur und Landschaft im Umkreis von Leonberg. 1978 ging es darum, die Ansiedlung von IBM im Landschaftsschutzgebiet („Bürger rettet den Rappenberg“ – BRR) zu verhindern.
Klaus Beer gehörte 1999 zu den Gründungsmitgliedern der KZ-Gedenkstätteninitiative Leonberg. Sein juristisches Fachwissen und seine kommunale Vernetzung waren bei Gründung unseres Vereins gefragt. Ihm verdanken wir unsere Vereinssatzung sowie alle maßgeblichen Verträge mit der Stadt Leonberg.
Doch es gibt noch drei weitere Gründe, warum der Pazifist, Jurist und Kommunalpolitiker Klaus Beer sich leidenschaftlich bei der KZ-Gedenkstätteninitiative engagiert hat. Als junger Referendar erlebte er 1958 den Ulmer Einsatzgruppenprozess, der als Wendepunkt in der Verfolgung der NS-Verbrechen in die Nachkriegsgeschichte eingegangen ist. Aus der Ulmer Zeit stammt auch die lebenslange Freundschaft mit Fritz und Elisabeth Hartnagel, geb. Scholl, der Schwester von Sophie Scholl. Der Jurist Fritz Hartnagel war Kollege von Klaus Beer am Ulmer Amtsgericht und am Landgericht Stuttgart. Er war einst Verlobter von Sophie Scholl. Nach deren Ermordung hatte Fritz Hartnagel 1945 deren Schwester Elisabeth geheiratet. Unvergessen das öffentliche Gespräch von Elisabeth Hartnagel in der Leonberger Stadtkirche, das uns Klaus Beer vermittelt hatte.
Der tiefste Grund von Klaus Beers Engagement bei der Gründung der KZ-Gedenkstätteninitiative lag wohl aber in dem Umstand, dass er väterlicherseits von einer jüdischen Großmutter abstammte. Erst nach dem Krieg und dem Naziterror offenbarte der Vater dem damals Dreizehnjährigen die Geschichte mit den jüdischen Vorfahren. Im Ruhestand ging Klaus Beer dann dieser besonderen Familiengeschichte nach. Er recherchierte in der ländlichen Kleinstadt Osterholz-Scharmbeck in Niedersachsen, wo seine jüdischen Vorfahren seit 200 Jahren gelebt hatten, und suchte nach noch lebenden, weitläufig Verwandten und fand diese schließlich auch in den USA und in den Niederlanden. Im Jahr 2001 veröffentlichte Klaus Beer die Geschichte seiner Großmutter und seiner jüdischen Vorfahren in einer Broschüre mit dem bezeichnenden Titel „Ein Denkmal für die Familie Cohn“.
Unsere Anteilnahme gilt seiner Ehefrau Linde und seinen beiden Kindern Andrea und Bertram wie der weiteren Familie.
Die Trauerfeier mit anschließender Beerdigung von Klaus Beer findet am Mittwoch, 22. Januar 2025, 9 Uhr 30 Uhr auf dem Waldfriedhof in Leonberg statt.
Eberhard Röhm , 18.01.25