Nachruf auf Werner Ziegler

Liebe Mitglieder der KZ-Gedenkstätteninitiative, liebe Freundinnen und Freunde,
am 31. Juli verstarb unser Gründungsmitglied Werner Ziegler. Die Trauerfeier findet am Dienstag, 5. August, 14.30 Uhr, in der Halle auf dem Leonberger Waldfriedhof statt. Die Urnenbeisetzung erfolgt später. Die Angehörigen bitten, von Trauerkleidung und Blumenspenden abzusehen. Spenden zugunsten unserer Organisation sind erwünscht.
Werner Ziegler wurde 82 Jahre alt. Er wurde in Leonberg geboren und wuchs in einer sozialdemokratischen, das Nazi-Regime ablehnenden Familie auf. Die elterliche Wohnung wurde während des Dritten Reiches zum Treffpunkt kritisch eingestellter Sozialisten, Kommunisten und Gewerkschafter. 1944/45 hatte Werner Ziegler als Junge oft in der Nähe des Leonberger KZ zu tun und machte seine schrecklichen Beobachtungen.
1946 musste er die Oberschule verlassen, da seine Familie das Schuldgeld nicht aufbringen konnte. Sein Wunsch, eine Lithographen-Lehre zu machen, scheiterte, weil die Kunstanstalt in Stuttgart zerstört wurde. So wurde er dann zum Dekorationsmaler ausgebildet und arbeitete zunächst bei Breuninger, später dann bis zum Ruhestand bei der Firma Drescher in Rutesheim. Zuerst als Reinzeichner, nach 6 Jahren wurde er Abteilungs-leiter für Großprojekte.
1999 gehörte er zu den Gründungsmitgliedern unserer KZ- Gedenkstätteninitiative.
Lange Jahre wirkte er aktiv im Vereinsgeschehen mit, engagierte sich insbesondere im Arbeitskreis "Gegen Rechts". Oft setzte sich Werner Ziegler literarisch mit der Vergangenheit auseinander - in Gedichten und Aphorismen. Aber er engagierte sich auch sehr praktisch in der Erinnerungsarbeit. Wenn z.B. die Stadt Leonberg nicht den notwendigen Einsatz erbrachte, bepflanzte er eigenhändig das Häftlingsgrab auf dem alten Friedhof oder die Gedenkstätte auf dem Blosenberg. Er unterhielt auch jahrelang herzliche Kontakte zu der Familie des italienischen Widerstandskämpfers Riccardo Goruppi. Und nicht zuletzt entwarf er als begabter Grafiker unser Vereins-Logo - ein markantes, alle Inhalte zeigendes Zeichen.
Noch vor wenigen Monaten, als wir zusammen mit 300 Jugendlichen ein "Haus der tausend Namen" als weiteres Mahnmal vor dem alten Engelbergtunnel errichteten, stellte er sich als Zeitzeuge für die jungen Menschen zur Verfügung. Aus Berichten wissen wir, dass er bei ihnen einen tiefen Eindruck hinterlassen hat. Und auch er selbst empfand den Tag, den er trotz angeschlagener Gesundheit mit den Jugendlichen verbrachte, als beglückend.
Wir werden Werner Ziegler als aufrechten und streitbaren Kämpfer gegen Unmenschlichkeit und Diktatur ebenso in guter Erinnerung behalten wie als Verfechter von sozialer Gerechtigkeit und Frieden zwischen den Völkern.

Marei Drassdo, Vorsitzende


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