Büchercafé
WIEDERENTDECKT
Der Sommer geht allmählich zu Ende. Im Urlaub war Zeit, sich in der Bibliothek der KZ-Gedenkstätteninitiative umzusehen, aus den über 1300 Büchern Urlaubslektüre auszuwählen - Fachliteratur, Romane, Biografien, Jugendbücher. Jetzt will sich der Arbeitskreis Bibliothek mit seinen Lesern und auch neuen Besuchern über neu- oder wiederentdeckte Bücher austauschen, vier Bücher vorstellen, auch Passagen vorlesen.
„Als Hitler das rosa Kaninchen stahl“. Der Roman von Judith Kerr gilt als Klassiker in der Emigrantenliteratur, wurde von Annemarie Böll übersetzt und erhielt 1974 den Deutschen Jugendliteraturpreis. Er umspannt den Zeitraum 1933 bis 1937 und beginnt in der Zeit vor der Reichstagswahl im März 1933. Aus Sorge vor einer Machtübernahme Hitlers flüchten die neunjährige Anna und ihre Familie in die Schweiz - Annas rosa Kaninchen bleibt in Berlin zurück.
„Wir Wunderkinder“. In dem 1957 erschienenen satirischen Roman – im Untertitel „Der dennoch heitere Roman unseres Lebens“ - befasst sich Hugo Hartung mit der Geschichte zweier Klassenkameraden in ihrem Zeitenlauf. Er skizziert zwei exemplarische deutsche Lebensläufe: den des zwischen allen Stühlen sitzenden Moralisten und den des geschmeidigen Nazis, der sich nach dem Krieg nur kurz schüttelt. Und dann im Wirtschaftswunder wieder wie eine Eins dasteht.
„Heimat los!“. Gad Granach, seit 1936 im „Heiligen Land“, zeichnet das Gesicht der jüdischen Emigration, mitreißend und mit hartem Witz: das Leben der deutschen Juden in den 30er Jahren in Berlin, die Emigration nach Palästina und das Leben in Israel. In der 1997 erschienenen Autobiografie porträtiert er jene Generation, die sich in den 30er Jahren nach Palästina retten konnte, mit Goethe und Tucholsky im Gepäck, und die Wüste urbar machte.
„Die Tante Jolesch“. Es ist, wie Friedrich Torberg im Geleitwort schreibt, „… ein Buch der Wehmut“. Er beschreibt den „Untergang des Abendlandes in Anekdoten“. In der bis 1938 lebendigen Atmosphäre des ehemaligen habsburgischen Kulturkreises, der Welt der Boheme in Wien, Prag und Budapest, wimmelt es von menschlichen Originalen und schrägen Käuzen. Bei aller Wehmut zeigt es dem Leser die Welt des jüdischen Bürgertums humorvoll und mit viel Sprachwitz.
Die KZ-Gedenkstätteninitiative freut sich auf Ihren Besuch: NEUER TERMIN: Sonntag, 1. Oktober 2017, 15 Uhr, Bibliothek in der Seestraße 74 / Samariter Stift, 4. Stock, Aufzug vorhanden. Anschließend „Schmökern“, also die literatubezogene Form des Zappens, sowie Buchausleihe.