Die Bildungsarbeit bleibt im Blick
von Sybille Schurr
Leonberg. Wie sieht sie aus, die Zukunft der KZ-Gedenkstätteninitiative? Damit werden sich die Mitglieder intensiv befassen.
Leonberger Kreiszeitung, 26. Februar 2010
„Wir brauchen jüngere Mitglieder und wir müssen uns Gedanken darüber machen, wie wir sie für das Thema interessieren und an die Initiative binden können“, erklärte Marei Drassdo bei der Mitgliederversammlung der KZ-Gedankstätteninitiative. Geschehen soll dies im Rahmen eines Arbeitskreises. Drassdo wurde von der Versammlung zur neuen stellvertretenden Vorsitzenden der Initiative gewählt.
Den ersten vorsichtigen Schritt hin zur „Verjüngung“ hat die Mitgliederversammlung bereits vorgenommen. Lang gediente Vorstandsmitglieder - Klaus Beer, Beate Adler und Renate Stäbler - kandidierten nicht mehr. „Wir wollen jüngeren Mitgliedern die Verantwortung übertragen, die dann auch in der Lage sein werden, den Vorsitz der Initiative zu übernehmen“, sagte die stellvertretende Vorsitzende Renate Stäbler.
Das wünscht sich auch der langjährige Vorsitzende Eberhard Röhm, mit 81 Jahren solle man ans Aufhören denken, aber noch eine Wahlperiode will er als Vorsitzender die Initiative begleiten.
Ebenfalls wie Marei Drassdo zu den jüngeren zählt der Berufsschullehrer Manfred Pauschinger, der neu in den Vorstand gewählt wurde. Als Beisitzer im Amt bestätigt wurden Irmtraud Klein, Holger Korsten und Martin Riethmüller (Kassier). Als Beisitzerin wird Renate Stäbler die Vorstandsarbeit auch in Zukunft begleiten.
Nach turbulenten Jahren - Eröffnung des Gedenkstättenraums im Samariterstift und der ständigen Ausstellung im alten Engelbergtunnel - habe für die KZ-Gedenkstätteninitiative im vergangenen Jahr „eine Phase der Konsolidierung“ begonnen, sagte Röhm in seinem Rechenschaftsbericht. Dies spiegelt sich auch in den Zahlen des Haushaltsberichts wider, den Martin Riethmüller vorlegte. Erwirtschaftet wurde rund 17 000 Euro, die vor allem zur Unterhaltung der Gedenkstätten, für Broschüren und Unterrichtsmaterial verwendet werden. Die kontinuierliche Bildungsarbeit gehört zu den Arbeitsschwerpunkten. 646 Jugendliche nahmen im vergangenen Jahr an Führungen teil. Das Interesse am „Weg der Erinnerung“ und der Gedenkstätte im Engelbergtunnel steigt, bei 89 Gruppenveranstaltungen wurden 1600 Personen erreicht.
Einer neuen Herausforderung stellt sich die Initiative in diesem Jahr. Vor ein paar Wochen hat sich die Arbeitsgruppe „Euthanasieopfer in Leonberg“ gegründet. Innerhalb kurzer Zeit wurden 18 Namen von Leonberger Euthanasieopfern ausfindig gemacht, Menschen, die als „unwertes Leben“ in der Nazidiktatur umgebracht wurden. Ihre Geschichte soll aufgearbeitet werden.
Für den Herbst ist eine Ausstellung im „Haus der Begegnung“ geplant. Erinnern hat unterschiedliche Gesichter, darum ging es neben den Regularien bei der diesjährigen Mitgliederversammlung der Leonberger KZ-Gedenkstätteninitiative. Intensiv hat sich die Leonbergerin Ines Horn in den vergangenen Jahren mit der Erinnerungsarbeit in Leonberg, in Charmes und Natzweiler auseinandergesetzt.
Seit ihrer ersten Fahrt 2003 nach Charmes hat das Thema KZ in Leonberg Ines Horn nicht mehr losgelassen. Bei Besuchen von ehemaligen französischen Häftlingen war sie regelmäßig als Dolmetscherin tätig. Diesem Thema widmete sie auch ihre mit Note eins bewertete Abschlussarbeit im Diplomstudiengang Sprachen-, Wirtschafts- und Kulturraumstudien, den sie an der Universität Passau absolvierte. Betreut und beraten wurde die Diplomantin auch von Eberhard Röhm, dem Vorsitzenden der Leonberger KZ-Initiative.
Bei ihren Recherchen in Charmes und Natzweiler führte sie viele Gespräche mit ehemaligen Leonberger KZ-Häftlingen. „Die Arbeit ist ein gelungenes Beispiel für die Schwerpunktverlagerung unserer Arbeit hin zur kontinuierlichen Förderung begabter Jugendlicher“, stellte Röhm fest.
Ines Horn konnte an diesem Abend nicht persönlich anwesend sein. Doch auch die verlesenen Auszüge aus ihrer Diplomarbeit mit dem Titel „Du, der du vorbeigehst: Erinnere dich“ hinterließ einen tiefen Eindruck bei den Zuhörern.