Die Schwester von Sophie Scholl kommt nach Leonberg
von Michael Schmidt
Veranstaltung mit Elisabeth Hartnagel zum Jahrstag der Befreiung des KZ Auschwitz
Leonberger Wochenblatt, 18. Januar 2007
LEONBERG - Es gibt immer weniger Zeitzeugen des Nationalsozialismus. Umso bedeutender wird der Auftritt der Schwester der Widerstandskämpferin Sophie Scholl sein: Elisabeth Hartnagel kommt am Sonntag, 28. Januar, um 11.15 Uhr ins Stadtmuseum Leonberg, Pfarrstraße.
Die KZ-Gedenkstätten-Initiative hat in Leonberg wesentlich mehr bewegt als jene eindrucksvolle und unübersehbare Namenswand vor dem Leonberger Tunnelportal. Das Konzentrationslager während des Nationalsozialismus, die Stadtgeschichte während jener Zeit sind vielfältig beleuchtet worden. Immer wieder nutzen die Ehrenamtlichen um den Pfarrer a.D. Eberhard Röhm und die Betriebsratsvorsitzende a.D. Renate Stäbler Anlässe, um Zeitzeugen über das Unheil der Natiuonalsozialisten berichten zu lassen.
Ein solcher Anlass ist der Jahrestag der BEfreiung des KZ Auschwitz, der am 27. Januar begangen wird. In diesem Jahr gelang es, die letzte noch lebende Schwester von Sophie Scholl nach Leonbergeinzuladen: „Das Vermächtnis der weißen Rose" lautet der Titel der Veranstaltung. Die heute 87-jährige Elisaabeth Hartnagel, geborene Scholl, hatte im Oktober 1945 Fritz Hartnagel geheiratet - den Freund ihrer 1943 gehängten Schwester. Schauspieler der Bühne 16 lesen aus dem Briefwechsel zwischen Sophie Scholl und ihrem Freund Fritz Hartnagel, der als Offizier in der Wehrmacht diente.
Sophie Scholl machte aus dem begeisterten Soldaten einen überzeugten Gegner des Nationalsozialismus. Nachdem Sophies Hinrichtung 1943 die Hoffnung auf eine gemeinsame Zukunft zerstörte, war ihr Widerstand gegen den Nationalsozialismus für ihn ein Vermächtnis: als Pazifist und Kriegsdienstgegner.
Lange Zeit engagierte er sich auf Ostermärschen, in der Friedensbewegung. Nach seinem Tod veröffentlichte der S. Fischer Verlag 2005 den Briefwechsel mit Sophie Scholl.