Die Württembergische Pfarrhauskette
Vortrag von Dr. h.c. Eberhard Röhm am 12.11.22, 19 Uhr, Stadtkirche Leonberg. Eintritt frei.
Dr. h.c. Eberhard Röhm, ehemaliger Vorsitzender der KZ-Gedenkstätteninitiative Leonberg, berichtet in seinem Vortrag "DIE WÜRTTEMBERGISCHE PFARRHAUSKETTE" über geheime Rettungsaktionen für Juden in unserem Land. Dabei stellt er ihre Bedeutung heraus im Kontext des allgemeinen Versagens der Kirche angesichts der Judenvernichtung.
1941 begannen die Nationalsozialisten jüdische Mitbürger systematisch zu deportieren und zu ermorden; Deutschland sollte möglichst schnell „judenfrei“ werden. Wenigen gelang es, den drohenden Verhaftungen zu entkommen. Sie lebten versteckt oder waren innerhalb Deutschlands ständig auf der Flucht. In Württemberg entwickelte sich zwischen 1943 und 1945 die „Pfarrhauskette“. Über 40 evangelische Pfarreien verwirklichten in spontanen Nächstenliebe-Aktionen das Ziel, jüdischen Menschen auf der Flucht ein Versteck anzubieten, jeweils für maximal vier Wochen. Es waren Pfarrer und Pfarrfrauen, deren Männer im Krieg waren, gelegentlich auch vertrauenswürdige andere Gemeindeglieder.
Bekannte Vertreter der Pfarrhauskette in unserer Nachbarschaft waren Otto und Gertrud Mörike in Flacht wie auch die Pfarrfrau Elisabeth Goes, Ehefrau von Pfarrer Albrecht Goes in Gebersheim. Viele von ihnen wurden nach dem Krieg für ihren Einsatz ausgezeichnet, teilweise von der Gedenkstätte Yad Vashem in Jerusalem zu „Gerechten unter den Völkern“ ernannt.
Der Vortrag findet im Rahmen der Ausstellung „Ausgrenzung – Raub – Vernichtung. NS-Akteure und Volksgemeinschaft‘ gegen die Juden in Württemberg und Hohenzollern 1933–1945“ statt. Sie kann vorher im Stadtmuseum (neben der Stadtkirche) besucht werden.
Öffnungszeiten der Ausstelliung 9. - 20. November: dienstags bis freitags 14 bis 17 Uhr, samstags von 14 bis 18 Uhr, sonntags 13 bis 18 Uhr
Bildnachweise:
- Gertrud und Otto Mörike, 1943 Mitglieder der Pfarrhauskette (© Privatsammlung Dora Metzger)
- Pfarrhaus Gebersheim, © Eberhard Röhm