Ehrendoktor für Eberhard Röhm
von Michael Schmidt
Leonberger Kreiszeitung, 14. November 2003
Ein Thema zieht sich durch sein Leben und Arbeiten wie ein roter Faden: Die Rolle der Kirche im Nationalsozialismus prägt wie kein anderes Thema das Arbeiten des Theologen Eberhard Röhm. Nun erhält der Leonberger hierfür die Ehrendoktorwürde der Erziehungswissenschaftlichen Fakultät der Universität Köln.
Es ist der erste Ehrendoktor, den diese Fakultät vergibt.
Der gebürtige Stuttgarter, der im September seinen 75. Geburtstag feierte, darf sich ab kommenden Mittwoch, dem Buß- und Bettag, mit dem Titel eines "Dr. päd. h. c." schmücken. Eberhard Röhm habe sich in "herausragender Weise der Erforschung des christlichjüdischen Verhältnisses, insbesondere in der Zeit des Nationalsozialismus gewidmet" heißt es in der offiziellen Begründung der Kölner Uni zu der Ehrenpromotion.
In Leonberg ist der "Religionspädagoge im Unruhestand" durch dasselbe Thema, allerdings auf sehr greifbare Art und Weise, bekannt geworden. Er begründete die Leonberger KZ-Gedenkstätteninitiative mit. Ihr ist zu verdanken, dass sich die Spuren der Leonberger Außenstelle des Konzentrationslagers Natzweiler nicht im Sand der Geschichte verwehen. Akribische Forschungen gaben und geben immer mehr den namenlosen Gefangenen einen Namen. Doch beließ es Röhm nicht bei der Theorie: Er besuchte etliche der ehemaligen Häftlinge im Ausland.
Einige der ehemaligen Häftlinge kehrten als Gäste der Stadt Leonberg zurück, wurden vorbildlich betreut von der Gedenkstätteninitative. Wenige Tage vor der Verleihung der Ehrendoktorwürde an Röhm wird ein weiterer Baustein im Gedenken an die Opfer des Naziterrors in Leonberg gelegt: Am Sonntag wird ein Wegweiser zu den "Spuren von KZ und Zwangsarbeit" im Stadtmuseum vorgestellt. Die ehrenamtlichen Autoren: Wolfgang Schiele und Eberhard Röhm.
Die Berufung, das Unrecht zu dokumentieren, prägte seinen Werdegang schon immer: Anfang der achtziger Jahre hatte Röhm die Wanderausstellung "Evangelische Kirche zwischen Kreuz und Hakenkreuz" konzipiert. Der einstige Religionslehrer am Albert-Schweitzer-Gymnasium wurde 1972 Dozent am Pädagogisch-theologischen Zentrum in Stuttgart und gab zahlreiche Fach- und Schulbücher heraus.