Ein ganz besonderes Kinderbuch
von Arnold Einholz
Werk eines jungen Häftlings bei der KZ-Initiative vorgestellt.
Leonberger Kreiszeitung, 1. April 2014
Seit fast 50 Jahren wird im April der Internationale Jugendbuchtag begangen - zur Erinnerung an den Geburtstag von Hans Christian Andersen. Aus diesem Anlass zeigt die KZ-Gedenkstätteninitiative Leonberg am Sonntag, 6. April, um 15 Uhr, in der Bibliothek der KZ-Gedenkstätteninitiative (Samariterstift in der Seestraße 74) das besondere Kinderbuch, das auch ausgeliehen werden kann: „Froim - der Junge aus dem Warschauer Getto".
Als polnischer Jude überlebte Erwin Baum, der als Kind „Froim" genannt wurde, das Warschauer Getto, kam auf seinem weiteren Leidensweg über Auschwitz und Stutthof auch in das KZ-Außenlager Hallfingen-Tailfingen. David A. Adler - selbst ein „Child of the Warsaw Getto" - hat über die Kindheit des Erwin Baum ein Bilderbuch geschrieben, das mit Illustrationen von Karen Ritz 1995 auf Englisch erschienen ist.
Die Sektion Böblingen-Herrenberg-Tübingen des Vereins „Gegen Vergessen - Für Demokratie" hat das Buch übersetzen lassen und 2011 mithilfe der Berthold Leibinger Stiftung aus Ditzingen im Metropol Verlag in Berlin herausgegeben. Birgit Kipfer, die ehemalige SPD-Landtagsabgeordnete, stellt das Jugendbuch vor. Volker Mall, ebenfalls Mitglied der KZ-Gedenkstätte Hailfingen-Tailfingen, begleitet die Lesung mit Bildern und einem Ausschnitt aus dem Interview-Video des Erwin Baum, das von der Shoah-Stiftung aufbewahrt wird.
Die Teilnehmer der Veranstaltung erfahren dabei vieles über Janusz Korczak, den Arzt und Reformpädagogen. Erwin „Froim" Baum lebte im Getto zeitweise in dessen Kinderheim. Korczak hatte in Warschau schon 1912 nach eigenen Plänen sein Waisenhaus „Dom Sierot“ gebaut Auf dem Dach wehte die grüne Fahne der Kinderrepublik, es gab ein Kinderparlament, eine Selbstverwaltung, ein Gericht und sogar eine eigene Zeitung, den Maly Przeglad - zum ersten Mal in der Pressegeschichte machten Kinder ihre Zeitung selbst.
Er forderte eine Magna Charta Libertatis für das Kind und schrieb die Menschenkinderrechte auf: das Recht des Kindes auf den heutigen Tag, das Recht des Kindes, so zu sein, wie es ist, das Recht des Kindes auf Achtung. Am 5. August 1942 wurde er mit 200 Kindern in Treblinka ermordet.