Eine weitere Namenswand für die KZ-Opfer

von Benjamin Grau
CDU-Politiker loben die Arbeit der Gedenkstätteninitiative.
Leonberger Kreiszeitung, 7. September 2012

Sabine Kurtz und Clemens Binninger haben sich durch die KZ-Gedenkstätte am alten Engelbergtunnel in Leonberg führen lassen. Dabei präsentierte der Vorstand auch neue Forschungsergebnisse: Es sind noch mehr Namen von einstigen Häftlingen ans Tageslicht gekommen. Ihrer soll jetzt mit einer weiteren Namenswand gedacht werden.
Zudem berichtete Binninger, der Obmann der CDU/CSU-Bundestagsfraktion im NSÜ-Untersuchungsausschuss ist, von seinen Erfahrungen dort und der Wirkung der rechtsterroristischen Morde.

„Es ist so bedrückend wie erhellend, welches Wissen Sie zu Tage fördern", sagte die Landtagsabgeordnete Sabine Kurtz anerkennend, als Marei Drassdo und Eberhard Röhm berichteten, der Verein habe die Namen weiterer 1000 Häftlinge recherchiert, die in Leonberg arbeiten mussten.

Zusammen mit dem Tübinger Künstler Johannes Kares haben sie bereits Ideen entwickelt, wie den Opfern gedacht werden kann. Gegenüber der metallenen, rostbraunen Namenswand vor dem Tunneleingang soll bald eine Konstruktion entstehen, in die weitere Namenstafeln eingehängt werden können.
Bei einem Jugendcamp im Frühjahr sollen Schüler die Namen der Häftlinge in Metall stanzen und durch Berichte von Zeitzeugen einzelne Schicksale kennenlernen. „Das biografische Element soll Emotionen wecken und diese im Herzen festhalten", sagte Eberhard Röhm.

Nach dem Rundgang berichtete der Bundestagsabgeordnete Clemens Binninger aus dem Untersuchungsaus über die Morde des Nationalsozialistischen Untergrunds. Immer wieder seien neue Gerüchte aufgekommen, beispielsweise ob die Mitglieder der Zwickauer-Zelle selbst V-Leute der Behörden gewesen seien. „Das Vertrauen hat stark gelitten. Deshalb wurde uns Obleuten erlaubt, Einsicht in die Akten mit Klarnamen zu nehmen“, berichtete der einstige Polizist Binninger. Keiner der drei sei Informant der Behörden gewesen, aber es zeige, wie sehr die Verbrechensserie aufgewühlt und fassungslos gemacht habe.

Eine Menge persönlicher Faktoren und Fehleinschätzungen habe zum Versagen der Behörden geführt. „Dass die Behörden auf dem rechten Auge blind sind, kann ich nicht bestätigen. Aber es wurden vorgefertigte Meinungen vertreten. Man war sehr schnell bemüht, zu sagen, es gebe keine Fremdenfeindlichkeit“, erzählte Binninger. Deshalb hinterfrage der Untersuchungsausschuss alles und mache anschließend Vorschläge und Empfehlungen.

Darauf hofft auch die KZ-Gedenkstätteninitiative. Man wolle weiter Veranstaltungen gegen Rechts organisieren, an denen verschiedene Organisationen und Parteien teilnehmen, sagte Martin Riethmüller. Dabei solle nur das Engagement gegen Rechtsextremismus eine Rolle spielen und keine Klischees über Polizisten und Behörden. „Es hat eine furchtbare Wirkung, dass durch die Mordserie fast alle Vorurteile bestätigt wurden“, sagte Riethmüller. „Auch die Wirkung im Ausland ist nicht zu unterschätzen“, mahnte Binninger. Gerade die türkischen Medien seien durch die Mordserie sensibel geworden.


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