Gedenkstätte am Engelbergtunnel wird im Mai eingeweiht
von Anja Tröster
KZ-Gedenkstätteninitiative plant eine Feier zum 60. Jahrestag der Kapitulation - Auch ehemalige Häftlinge werden dabei sein
Stuttgarter Zeitung, 24. Januar 2005
LEONBERG. Hinter der KZ-Gedenkstätteninitiative liegt das anstrengendste Jahr seit der Gründung. Es verging mit der Planung der Gedenkstätte am Eingang des Engelbergtunnels. Am 8. Mai, dem Jahrestag der Kapitulation, soll sie mit einer Feier eingeweiht werden.
Ein Freiluftmuseum im Tunnel, davor ein Mahnmal in Form eines Wachturms, umgeben von einem runden Platz, an dessen Rand die Namen der einst Inhaftierten vermerkt sein sollten - so sah der Traum von der Gedenkstätte noch vor einem Jahr aus.
Doch die Pläne der Initiative scheiterten im Februar am Widerstand im Gemeinderat. Auf Ablehnung stieß vor allem das geplante Mahnmal des Tübinger Bildhauers Johannes Kares, das an die Wachtürme der Konzentrationslager erinnern sollte. Nur das Namensband fand die Zustimmung des Rats.
Die Initiative nahm es gelassen. Johannes Kares arbeitete einen neuen Entwurf für eine Wand aus Stahlplatten aus, die direkt neben dem Tunneleingang sämtliche Namen verzeichnen sollte. Ende Juni unterzeichneten Stadtverwaltung und Initiative einen Vertrag, in dem die Einzelheiten des Baus geregelt wurden. Beide Parteien erklärten, dass sie "einvernehmlich" das Ziel verfolgen, an die "unmenschlichen Bedingungen in dem Konzentrationslager zu erinnern und das Andenken an die Opfer zu bewahren".
Rund 50 000 Euro betragen die Kosten für das Namensband. Noch im Dezember zitterten manche Mitglieder, ob das Projekt überhaupt zu Stande kommen würde. Zwar waren bis zu diesem Zeitpunkt schon große Spenden von Stiftungen und Einzelpersonen wie von Richard von Weizsäcker eingegangen. Doch die Spendenbereitschaft großer Firmen hielt sich zunächst in Grenzen. Zusagen trudelten erst in letzter Minute ein - genau wie ein Zuschuss aus dem Kulturprogramm der EU, der drei Tage vor Weihnachten vereinbart wurde. "Unser Ziel ist erreicht", bilanzierte der Vorsitzende der KZ-Gedenkstätteninitiative, Eberhard Röhm, zufrieden.
Inzwischen verfügt die Initiative sogar über genug Geld, um bei der Planung der Gedenkfeier am 8. Mai ohne Unterstützung der Stadt auskommen zu können. Zu dieser Feier sollen noch einmal sämtliche Männer eingeladen werden, die einst in dem Lager inhaftiert waren und noch leben. Die Einladung der Gäste, die eigentlich von der Stadtverwaltung hätte übernommen werden sollen, fiel jedoch dem Sparzwang zum Opfer.
Bei der Mitgliederversammlung widmete sich die Initiative aber auch noch einem weiteren Thema: Dem Gedenkstein für einen jungen Soldaten namens Kurt Braun, der im Frühjahr 1945 desertierte und sich wegen der schrecklichen Kriegserfahrungen das Leben nahm. Der Stein befindet sich im Wald, dort, wo sich der Verzweifelte erschoss.
Die Initiative will nun Wegweiser an einem nahe gelegenen Waldpfad anbringen, um interessierte Spaziergänger zu dem Stein zu lotsen und über die verwitterte Schrift aufzuklären. Zwar wurde kurz darüber debattiert, ob dies wirklich eine Aufgabe der KZ-Gedenkstätteninitiative sei. Doch man war sich einig, dass die Erinnerung an jede Form des Widerstands bewahrt werden soll.
Am Samstag, 12. Februar, jährt sich der Todestag von Kurt Braun. Die Initiative lädt zum Gedenken ein. Treffpunkt ist um 14 Uhr am Parkplatz des Trimm-dich-Pfads bei der Abzweigung zum Waldfriedhof.