Georg Elser - ein Einzelkämpfer gegen das Hitler-Regime

von Daniel Renkonen
Ein Mann, ein Ziel: Der Buchautor und Publizist Helmut G. Haasis schildert im Haus der Begegnung den eisernen Widerstandskampf des Schreiners Elser
Leonberger Kreiszeitung, 22. November 2007

Leonberg. Der Name Georg Elser steht für den deutschen Widerstand gegen Hitlers Naziregime. Durch einen unglücklichen Zufall scheiterte sein Bombenanschlag auf Hitler am 8. November 1939 in München. Der Publizist Helmut G. Haasis hat den Menschen Elser näher beleuchtet.

Wer war dieser Georg Elser aus dem schwäbischen Königsbronn? Lange Zeit stand seine Biografie im Schatten des Offiziers Graf Stauffenberg. Mit Stauffenberg eint ihn der Widerstand gegen das verbrecherische, perfide Naziregime. Am Ende haben dem gelernten Schreiner ganze 13 Minuten gefehlt, um Adolf Hitler und Teile seiner NS-Führungsriege bei einer Propagandaversammlung im Münchener Bürgerbräukeller umzubringen.

Nach dem missglückten Anschlag wurde Elser selbst zum Opfer. Nach einem Fluchtversuch in die Schweiz wurde er von den Nazis am Grenzübergang Konstanz gestellt. Er starb am 9. April 1945 im Konzentrationslager Dachau, hingerichtet durch einen Genickschuss des SS-Manns Theodor Heinrich Bongartz aus Krefeld. Zuvor hatte Elser seine Tat offen eingeräumt. Diese Geradlinigkeit sei charakteristisch für ihn gewesen, sagt der Publizist Haasis.

Die Leonberger KZ-Gedenkstätteninitiative hat zusammen mit der evangelischen Erwachsenbildung das Leben und Wirken des Schreiners in den Fokus gerückt. Dazu haben die Veranstalter einen profunden Elser-Kenner ins Haus der Begegnung eingeladen: den Rundfunk- und Buchautoren Helmut G. Haasis. Sein Werk "Den Hitler jag" ich in die Luft" hat bundesweit für Schlagzeilen gesorgt, weil er Elsers Rolle im Widerstand gegen die Nazis in ein neues Licht gerückt hat. Hierfür wurde Haasis unter anderem mit dem Thaddäus-Troll-Preis ausgezeichnet.

Sein Aufritt im Haus der Begegnung ist auf ein großes Interesse gestoßen. In seinem leidenschaftlichen Vortrag beschrieb der Publizist den 1903 geborenen Arbeiter Georg Elser als einen "zurückhaltenden, empfindlichen" Menschen, der aus zerrütteten Familienverhältnissen stammte. Sein Vater, ein gelernter Holzhändler, sei Alkoholiker gewesen. "Elser hatte eine schreckliche Kindheit", berichtete Haasis. Schon mit elf Jahren musste er mit anpacken, damit die arme Familie finanziell überhaupt über die Runden kommen konnte. Im Gegensatz zu seinen ahnungslosen Eltern entwickelte der junge Mann schon frühzeitig eine Abneigung gegenüber den Nazis. "Er mochte sie vom ersten Tag an nicht", hat Haasis in seinen Recherchen herausgefunden. Sein Misstrauen gegenüber Versprechungen Adolf Hitlers war groß.

Georg Elser sei zwar kein guter Rhetoriker gewesen, aber er habe die Grundwerte der Ethik verinnerlicht. "Auf Hitler bezogen hieß das für ihn: Wer einmal lügt, dem glaube ich nicht", verdeutlichte Haasis. Er hat viele Aufnahmen des  Widerstandskämpfers gesammelt, die er an die Leinwand projizierte. Sie zeigen einen stets im Hintergrund stehenden Elser ganz privat. Einmal bei einer Weinlese 1932 oder bei einer Wanderung über die Schwäbische Alb im Jahr 1936.

Mit dem Bodensee war er laut Haasis besonders verbunden, weil er dort zwischenzeitlich als Kunstschreiner gearbeitet hatte. Am Bodensee wurde er auf die ungewöhnliche Aufrüstung der Nazis an der Schweizer Grenze aufmerksam. "Spätestens da wusste Elser, was die Stunde geschlagen hat", sagte Haasis. Schrittweise und gut durchdacht organisierte er seinen Widerstand. Dazu beschaffte er sich als Angestellter einer Rüstungsfabrik weitere Informationen. " Elser war ein Einzeltäter, aber er war nie isoliert", sagte Haasis.

Von dort aus bereitete er seinen geplanten Anschlag vor. 30-mal schlich er sich nachts in den Saal, um mit einem Handbohrer einen Schacht zu graben, in dem er das Dynamit versteckte. Die Bombe detonierte mit Hilfe eines Zeitschalters wie geplant am 8. November um 21.20 Uhr. Durch die Wucht der Detonation stürzten Teile der Decke ein. Doch Elsers Pech war es, dass Hitler und seine Führungsriege den Saal wegen einer außerplanmäßigen Fahrt nach Berlin 13 Minuten früher verlassen hatten.


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