Gymnasiasten arbeiten Leonbergs KZ-Geschichte auf
von Daniel Renkonen
Leonberg. Mit Hilfe der Gedenkstätteninitiative haben Weiler Schüler einen Film über die Zustände im Lager gedreht.
Leonberger Kreiszeitung vom 17.12.2009
Damit hatte Eberhard Röhm nicht gerechnet. Als der Vorsitzende der Leonberger KZ-Gedenkstätteninitiative im Sommer einen Anruf aus Weil der Stadt erhielt, stutzte er zunächst. Denn am anderen Ende der Leitung war ein Schüler der Film AG am Weil der Städter Johannes-Kepler-Gymnasium. Höflich fragte er bei Röhm an, ob er mit seinem Team nicht für ein paar Tage auf dem Gelände des ehemaligen KZ-Lagers im Bereich der Seestraße drehen könne. Vor ihren Dreharbeiten durchforsteten sie die Archive des Stadtmuseums.
Die Gymnasiasten wollten die Zustände in dem ehemaligen Konzentrationslager in einem Film dokumentieren. Sie hatten sich selbst ein Limit von wenigen Tagen gesetzt, um das Projekt über die Bühne zu bekommen, wie Röhm am Dienstagabend beim Treffen der KZ-Gedenkstätteninitiative im Hotel Kirchner berichtete. Die Manuskripte für ihr Drehbuch verfassten die Neuntklässler selbst, wenngleich Röhm durch nächtliche Sonderschichten beim Korrigieren ein bisschen nachgeholfen hat.
"Ihnen war es besonders wichtig, dass sie die Geschichte des KZs mit Hilfe von Gegenständen möglichst lebendig darstellen", berichtete der pensionierte Lehrer.
Herausgekommen ist ein sehenswerter Kurzfilm, den die Filmemacher inzwischen auf DVD gebrannt haben. Die Mitglieder der KZ-Gedenkstätteninitiative zeigten sich von dem Streifen sichtlich beeindruckt. "Für ihr Alter haben sie das wirklich toll hinbekommen", lobte etwa Beate Adler. Und Holger Korsten regte an, ob der Film nicht als Lehrmaterial auch an andere Schulen verteilt werden könne.
Das schwebt auch Eberhard Röhm vor, der allerdings erst die offizielle Filmpremiere in der Keplerstadt abwarten will. Sie soll in den nächsten Tagen im JKG mit anschließender Besprechung stattfinden. Derweil wollen die Mitglieder der Gedenkstätteninitiative enger mit den Leonberger Schulen zusammen arbeiten.
Demnächst soll es ein Treffen mit Lehrern der August-Lämmle-Schule geben, um zu besprechen, wie die Leonberger KZ-Geschichte im Unterricht aufbereitet werden kann.
In dem Außenlager des KZs Natzweiler sind zwischen 1944 und 1945 hunderte Zwangsarbeiter umgekommen. Die meisten von ihnen waren Polen und Russen. Nach Recherchen der Gedenkstätteninitiative dürften allerdings noch viel mehr Häftlinge aus Leonberg ums Leben gekommen sein. Viele der entkräfteten und kranken Gefangenen wurden in die "Sterbelager" nach Vaihingen/Enz oder Bergen-Belsen transportiert.
Mit dem einstigen Außenlager in der oberen Seestraße wollte Hitlers Unrechtsregime die Rüstungsindustrie mit billigen Arbeitskräften ausstatten. Um sich vor den Luftangriffen der Alliierten zu schützen, wurde die Produktion unter die Erde in den Engelbergtunnel verlagert. Das "Presswerk Leonberg" war ein Teilbetrieb der Messerschmitt AG in Augsburg. In den Röhren des Engelbergtunnels wurden die Tragflächen für den Düsenjäger ME 262 gefertigt. Der Bomber galt als "Wunderwaffe", von dem sich der verblendete Führer den Endsieg erhoffte.
Das und vieles mehr erfahren können die Bürger auch auf dem Weg der Erinnerung nachlesen. Die KZ-Gedenkstätteninitiative hat die sechs Schautafeln inzwischen überarbeitet und modernisiert.
Weitere Informationen gibt es unter www.kz-gedenkstaette-leonberg.de
Bewahrer der Erinnerung
Die KZ-Gedenkstätteninitiative Leonberg hat sich im März 1999 gegründet. Seither hat sich der Verein mit großem Engagement dafür eingesetzt, die Geschichte des Konzentrationslagers in der oberen Seestraße aufzuarbeiten. Hierfür haben die Vereinsmitglieder umfangreiche Nachforschungen angestellt.
Außerdem haben sie Kontakt zu eemaligen Häftlingen aufgenommen und mit Ausstellungen auf das Leid der Gefangenen hingewiesen. darüber hinaus hat die Gedenkstätteninitiative einen Weg der Erinnerung eingerichtet, der mit Hilfe von Schautafeln über das dunkelste Kapitel in der Stadtgeschichte Leonbergs informiert.