Keine Gedenkstätte am Engelbergtunnel
von Birgit Klein
Stuttgarter Nachrichten, 21. Februar 2004
Aber Tafeln sollen an Opfer aus dem Leonberger Konzentrationslager erinnern
Leonberg - Die große Lösung einer Gedenkstätte mit Wachturm hat der Leonberger Gemeinderat der Gedenkstätteninitiative verwehrt. Stattdessen sollen Namenstafeln an der Außenmauer des alten Engelbergtunnels an die Opfer des Leonberger Konzentrationslagers erinnern.
Er sei enttäuscht und erfreut zugleich, sagt Eberhard Röhm, Vorsitzender der Leonberger Gedenkstätteninitiative, nach der Gemeinderatsentscheidung. Eine Mehrheit für ihre ursprüngliche Idee eines Mahnmals mit Opfernamensband und einem Wachturm vor dem alten Engelbergtunnel, in dessen Tunnelröhren Zwangsarbeiter für die Firma Messerschmitt Tragflächen für den Düsenjäger ME 262 fertigten, hatte die Initiative nicht gefunden. Das Gremium wollte sich alle Möglichkeiten für spätere Nutzungen der alten Autobahntrasse offen halten.
Froh darüber, nicht mit einem kategorischen Nein abgespeist worden zu sein, kann die Gedenkinitiative in Kooperation mit der Stadt zumindest einen Gedanken der Planungen realisieren. Mit einer Informationstafel am Tunnelmund und Tafeln mit den Namen der Zwangsarbeiter entlang der Mauer sollen der Opfer des Naziregimes gedacht werden. "Menschen, die Nummern hatten, bekommen jetzt einen Namen", sagt Röhm.
Gestalterische und technische Fragen wird die Initiative erstmals in der kommenden Woche beratschlagen. Ideen vor allem für die Namenstafeln gibt es natürlich schon. Eberhard Röhm denkt da beispielsweise an kleine Aluminiumtafeln, die auf eine größere Metallunterlage genietet werden sollen. Nieten sei die Hauptaufgabe der Zwangsarbeiter gewesen, erklärt Röhm.
Reichlich Arbeit wartet auf ihn und seine Mitstreiter in den kommenden Wochen und Monaten. Denn bis April 2005, wenn sich die Räumung des Leonberger Konzentrationslagers zum 60. Mal jährt, sollen die Tafeln hängen.
Den Jahrestag will die Gedenkstätteninitiative mit überlebenden Internierten begehen. Etwa 2600 Namen von Zwangsarbeitern hätten sie inzwischen gesammelt, berichtet der Vorsitzende der Initiative. Er schätzt, dass in der Zeit von Juli 1944 bis April 1945 insgesamt 4000 Zwangsarbeiter aus 24 Nationen in dem Leonberger Lager untergebracht waren. Auch die noch Fehlenden will er der Namenlosigkeit entreißen.