Kriegskinder
Mit dem Ende des Erwerbslebens, den Anforderungen, Erwartungen und Sorgen in Beruf, Karriere und Familie, tauchen bei ihnen Bilder auf: die Kriegskinder der Geburtsjahrgänge Mitte dreißiger bis Anfang vierziger Jahre erinnern sich wieder an ihre Kindheit und Jugendzeit. Bilder und Ereignisse, die lange verdrängt waren und vergessen schienen, sind zum Greifen nah, lösen Ängste aus – die Kriegskinder ereilt ihre Vergangenheit. Seit Ende der neunziger Jahre veröffentlichen sie Bücher mit ihren Erinnerungen, Psychologen, Historiker, Ärzte und Soziologen nehmen dazu Stellung – inzwischen gibt es eine Fülle von Literatur zum Thema „Kriegskinder“
Die KZ-Initiative Leonberg hat bisher der direkten Opfer des NS-Systems gedacht.
Nun wollen die beiden Mitglieder Linde Beer (84) und Pitt Adler (81) in der Oktober - Bibliotheksveranstaltung auch der deutschen Kinder gedenken, die unter der Einwirkung des 2. Weltkrieges teilweise traumatischen Ereignissen ausgesetzt waren. In einer Aussprache soll auch über die Situation der heutigen Flüchtlingskinder diskutiert werden.
Die beiden Zeitzeugen aus Leonberg, beide seit Jahren im Ort in verschiedenen Organisationen und Projekten aktiv, haben in ihren Erinnerungen geschürft. Linde Beer wird von ihrer Kriegskindheit in Leonberg berichten, also aus dem Westen des nationalsozialistischen Herrschaftsbereichs: von Luftangriffen, Todesfällen, Treffen mit KZ- Häftlingen und den Bombenangriff am 1. März 1945 auf Leonberg.
Und Pitt Adler wird aus dem Osten jenes „Reiches“ - Polen/Warthegau - seine Erlebnisse mitteilen, die er als Neunjähriger kaum verarbeiten konnte: die Zerstörung der kleinen polnischen Kirche, Flucht mit einer Lokomotive, Bomben auf Cottbus, die Brücke von Dömitz am 8.Mai 1945. Und: was bedeutete Kapitulation?
Anschließend ist genügend Zeit für Gespräche mit den beiden Zeitzeugen, zum Schmökern in den Büchern und zur Buchausleihe.
Literatur zu diesem Thema liegt – auch zur Ausleihe – in der Veranstaltung bereit, zum Beispiel „Die vergessene Generation. Kriegskinder brechen ihr Schweigen“ von Sabine Bode.
Die Bibliothek öffnet am Sonntag, 2. 10. 2016 um 15 Uhr. Sie ist im 4. Stock des Samariterstifts (Aufzug vorhanden), Seestraße 74. Die KZ-Gedenkstätteninitiative Leonberg e.V. freut sich auf Ihren Besuch.