KZ-Gedenkstätteninitiative stellt Fundstücke aus

von Ruth Eichmeier
Leonberger Kreiszeitung, 4. Dezember 2002

Im Samariterstift wurden Erinnerungen wach

LEONBERG - Arbeitsschuhe mit genagelten Holzsohlen, ein Werkzeugkasten, Flugzeugtragflächen und eine aus Aluminium hergestellte Garderobe erinnern an die Zeit zwischen Frühjahr 1944 und April 1945.

Denn die Fundstücke sind Gegenstände aus dem Außenlager des KZ Natzweiler (Elsass), das damals an der oberen Seestraße in Leonberg stand. Gefangene dieses Lagers waren meist für die Firma Messerschmitt tätig. Renate Stäbler, stellvertretende Vorsitzende der KZ-Gedenkstätteninitiative, erklärte: „Die Lagerinsassen mussten unter schrecklichen Bedingungen in den Röhren des Engelbergtunnels Tragflächen für den Düsenjäger ME 262 fertigen.“ Die ausgestellten Gegenstände sind aber noch nicht alle Fundstücke aus dem Lager: „Es gibt noch eine Werkbank, einen Stuhl und zwei kleine geschnitzte Holzfiguren“, erzählte Stäbler.

Die Ausstellung war Teil eines Treffens der KZ-Gedenkstätteninitiative e. V. im Samariterstift. 1999 hat sich der Verein gegründet. Ziel war es, eine Gedenkstätte an das KZ-Außenlager und die Rüstungsfabrik zu errichten. „Aber für uns ist es auch wichtig, Kontakt zu den ehemaligen Häftlingen und Angehörigen zu halten“, sagte Stäbler. So berichteten bei dem Treffen vier Vereinsmitglieder über ihren Besuch bei Claude Brignon in Le Saulcy / Senones in den Vogesen, der als 18-jähriger Zwangsarbeiter nach Leonberg gekommen war.

Auch er war schon mehrfach auf Einladung der KZ-Gedenkstätteninitiative in Leonberg gewesen und hätte über seine Zeit als Häftling berichtet. Nun folgte die Gegeneinladung. Wie Pit Adler schilderte, war der Besuch in den Vogesen anstrengend. „Ich hätte nicht gedacht, dass mich unsere Vergangenheit noch mal so packen könnte.“ Gemeinsam fuhren sie durch die Orte im Tal Rabodeau, wo 1944 eine Vielzahl von Menschen verschleppt wurden. „Claude las die Namen der verschleppten Menschen vor und erzählte, wer sie waren.“ Die vielen Schicksale hätten die Fahrt immer beklemmender gemacht.

Im Anschluss referierte Renate Stäbler über die „Aktion Waldfest“, bei der es in der Zeit zwischen Mitte August bis Anfang September darum ging, im Raum Elsass-Lothringen den französischen Widerstandskampf zu eliminieren. Bei einer solchen Aktion war auch Claude Brignon von Gestapo-Einheiten verhaftet worden. Über Dachau war er dann in das KZ-Außenlager nach Leonberg gekommen.

Was den Stand der Gedenkstätte vor dem Engelbergtunnel angeht, wusste der Vorsitzende Eberhard Röhm zu berichten, dass der Gemeinderat das, letzte Worte habe. Er erklärte jedoch: „Wir sind zuversichtlich, dass er unserem Plan zustimmt.“


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