KZ-Häftling zu Gast - Rückkehr nach über 60 Jahren

von Arnold Einholz
Leonberger Kreiszeitung, 10. Juni 2006

Leonberg. Zum zweiten Mal in diesem Jahr besucht überraschend ein ehemaliger KZ-Häftling nach 60 Jahren zum ersten Mal wieder den Ort seiner Qualen, die Stadt Leonberg. Von Montag, 12., bis Mittwoch, 14. Juni, ist Eric Spicer Gast der KZ-Gedenkstätteninitiative.

Auf buchstäblich abenteuerlichem Weg kam der Kontakt zu dem heute in Australien lebenden ungarischen Juden Eric Spicer zu Stande.

An einem Sonntagnachmittag im März hat der Vorsitzende der KZ-Gedenkstätteninitiative Leonberg Eberhard Röhm eine E-Mail von Roswitha Klingemann aus Wien erhalten. Sie habe bei einem Urlaub in Australien in Queensland einen 82-jährigen Herrn kennen gelernt, der ihr erzählt hatte, er sei vier Monate in einem deutschen Konzentrationslager, in Leonberg, gewesen. Über das Internet habe sie sich kundig gemacht und bitte um Zusendung der Broschüre "Stationen auf dem Weg der Erinnerung" als Geschenk für Eric Spicer.

Am gleichen Abend bekam Röhm einen Anruf aus Australien, und so kam der Kontakt zu Stande. Den Aufenthalt in Leonberg ermöglicht Eric Spicer die Wienerin Roswitha Klingemann, die ihn auch hierher begleiten wird. Eric Spicer, dessen Name auf der Namenswand am Engelbergtunnel steht, 1944 hieß er noch Emerich Spitzer, wird bei der Mitgliederversammlung der KZ-Initiative am Montag, 12. Juni, um 19 Uhr im Atrium des Samariterstifts, Seestraße 80, aus seinem Leben erzählen. Am Dienstag, 13. Juni, wird er vor Schülern des JKG sprechen.

Der 82-jährige Eric Spicer stammt aus Budapest. Er ist einer der vielen ungarischen Juden, die im letzten Kriegsjahr zum Arbeitseinsatz nach Deutschland in ein KZ verschleppt wurden. Über Dachau kam er mit einem Transport am 3. Dezember 1944 nach Leonberg. Seine Peiniger gaben ihm die Häftlingsnummer 39465.


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