Mahnen und Brücken bauen zu Opfern und ihren Angehörigen
von Arnold Einholz
Vor zehn Jahren ist die KZ-Gedenkstätteninitiative gegründet worden
Leonberger Kreiszeitung, 4. Februar 2009
Leonberg. Kaum eine Bürgerinitiative der Stadt hat in so kurzer Zeit ihre Ziele verwirklicht wie die KZ-Gedenkstätteninitiative. Vor zehn Jahren gegründet, gedenkt sie der Opfer des Konzentrationslagers, aber sie schlägt auch Brücken zu den Überlebenden und ihren Angehörigen.
Es ist eine lange Geschichte, wie das Erinnern an das KZ Leonberg aussehen sollte. Die einstige Leobau-Betriebsrätin Renate Stäbler und die Journalistin Monica Mather haben es im Band "Schwierigkeiten des Erinnerns" aufgeschrieben. Der Anstoß, eine Gedenkstätte zu bauen, kam, als der alte Engelbergtunnel am 11. September 1998 stillgelegt wurde.
Der Jugendhausverein forderte beim Umzug am Pferdemarkt 1998, in dem Tunnel ein Jugendhaus und eine Gedenkstätte einzurichten. Als im Juni 1998 ein Gedenkstein am Samariterstift - auf dem Gelände bestand zwischen 1944 und April 1945 die Leonberger Außenstelle des KZs Natzweiler - eingeweiht wurde, forderte der Theologe Eberhard Röhm, am Tunneleingang eine Gedenktafel anzubringen.
Erste Gespräche fanden im Dezember 1998 in der Wohnung von Eberhard Schmalzried mit Mitgliedern des Ortsverbandes von Bündnis 90/Die Grünen statt. Eberhard Schmalzried, Axel Kuhn, Klaus Beer, Heinz Klingel, Thomas Ladewig, Eberhard Röhm ebneten den Weg für das erste Treffen am 11. Februar 1999 in der Haldenwangschule. Dabei wurden Ideen formuliert, die heute fast alle verwirklicht sind.
Am 13. März 1999 war es dann so weit. Nach einem Gang vom Gedenkstein im Samariterstift zum Tunnel fand eine Versammlung statt. 34 Anwesende gründeten durch ihre Unterschrift die Initiative. Ein vorläufiger Sprecherkreis wurde gewählt, dem Frowin Junker, Thomas Ladewig, Martin Riethmüller, Eberhard Röhm und Eberhard Schmalzried angehörten. Eberhard Röhm vertrat als Sprecher die Initiative nach außen. Am 17. Februar 2000 wurde aus der Initiative dann ein gemeinnütziger Verein. Der Vorstand besteht aus Eberhard Röhm sowie Renate Stäbler und den Beisitzern Ingrid Bauz, Heinz Klingel, Martin Riethmüller.
In knapp zehn Jahren hat die Initiative Beachtliches geleistet. Bereits im Jahr 2001 wurde der "Weg der Erinnerung" eingerichtet, der anhand von mehreren Stationen vom Friedhof an der Seestraße bis zum alten Engelbergtunnel an den ehemaligen Leidensweg der KZ-Insassen erinnert.
Ein Höhepunkt ist ohne Zweifel die Errichtung der stählernen Namenswand am 8. Mai 2005 am Tunneleingang gewesen, auf der alle bislang bekannten Namen der im Lager Inhaftierten zu lesen sind. Auf dem historischen KZ-Gelände wurde im Haus 74 des Samariterstifts ein Informations- und Gedenkraum errichtet. Auch die bei der Gründung angesprochene Dokumentationsstätte im alten Engelbergtunnel ist seit dem vergangenen Jahr Wirklichkeit.
Aus Anlass des Zehn-Jahr-Jubiläums halten die Mitglieder der KZ-Gedenkstätteninitiative auf ihrer Jahresversammlung am heutigen Mittwoch, 19 Uhr, im Samariterstift (Seestraße) Rückschau und Ausschau, bevor der formelle Teil der Mitgliederversammlung über die Bühne geht.