Mein Holocaustgedenktag
Mein Holocaust-Gedenktag ist nicht nur der 27. Januar, sondern jeder Tag des Jahres. Der Teil meiner jüdischen Verwandtschaft, der sich nicht aus Deutschland herausretten konnte, wurde von deutschen Polizisten durch Genickschuss getötet und in Gruben geworfen. Das geschah weit entfernt der Heimat im Wald Blagotschtschina bei Minsk, nahe dem deutschen KZ Trostenez im damals besetzten Weißrussland.
Die Leichen wurden vor dem Eintreffen der heranrückenden Roten Armee später wieder ausgegraben und verbrannt. Die Deutschen wollten so die Spuren ihrer Verbrechen vor der Welt verschleiern. Die Asche der Ermordeten wurde in der Umgebung verstreut. Zuvor wurde die Asche noch gesiebt auf der Suche nach Goldzähnen oder Schmuck. Ich habe die Tatorte und heutigen Gedenkstätten alle aufgesucht und auf mich wirken lassen.
Wenn die Menschen in Deutschland am 27. Januar den Holocaust-Gedenktag begehen verstehe ich dies als Gedenken an die Opfer, aber auch als Mahnung an die Politik in aller Welt. Denn der Holocaust ist weit mehr als ein Völkermord der Vergangenheit, sondern - wie der in Polen geborene Philosoph Zygmunt Bauman es ausdrückte - auch ein Fenster in unser aller Gegenwart und Zukunft.
Klaus Beer, Mitglied der KZ-Gedenkstätteninitiative Leonberg