Monica Mather hat Adieu gesagt
Leonberger Kreiszeitung, 13. November 2010
Die langjährige Redakteurin der Leonberger Kreiszeitung und vielfältig sozial und politisch engagierte Monica Mather hat endgültig Lebewohl gesagt. Sie ist im Alter von 69 Jahren gestorben, daheim, in ihrem Warmbronn, bei ihrer langjährigen Lebensgefährtin Renate Stäbler.
Allein schon diese Beziehung - geführt, als es noch längst keine gesetzliche Gleichheit für solche Lebensformen gab - zeigt die ganz besondere und starke Persönlichkeit Mathers, die immer ihren Weg gegangen und ihren Überzeugungen gefolgt ist. Eine Frau, die von 1969 bis 1995 für unabhängigen Qualitätsjournalismus in der Leonberger Kreiszeitung stand, die sich schon als „jungs Mädle“ in rein männlich besetzten Gemeinderatsgremien dank ihrer Kompetenz und Hartnäckigkeit einen Ruf erwarb. „mo“ wurde zum Markenzeichen dieser Zeitung, kommunalpolitische Fahrensmänner wie der Rutesheimer Alt-Schultes Wilfried Reichert lobten ihre Arbeit.
Schon Mitte der 90er Jahre waren es gesundheitliche Zwänge, die sie vorzeitig vom Angestellten-Dasein ins Private führten. Aber was hieß schon privat: Munter berichtete sie als freie Mitarbeiterin für die LKZ weiter aus dem Warmbronner Ortschaftsrat, lernte als Gasthörerin mit Renate Stäbler an der Uni Stuttgart Neuere Geschichte, um das Wissen sogleich produktiv umzusetzen: Die Leonberger KZ-Initiative brachte dank der Recherche der gelernten Redakteurin Licht ins dunkelste Kapitel der Stadtgeschichte, die Dokumentation über die KZ-Fabrik im Engelberg stammt mit aus ihrer Feder.
Aber auch ganz andere Themen alternativer Heimatgeschichte packte das unzertrennliche Autorenduo Stäbler/Mather mit an, darunter eine große Warmbronner Chronik. Anderes als viele Redakteure heute meinen, bewies Monica Mather aber vor allem eines: Auch Journalisten können und sollen sich jenseits des Schreibtisches engagieren, denn sie leben nicht im luftleeren Raum. Bei der Awo Leonberg war Mather fast 20 Jahre lang Vorstand, in der SPD und vielen arbeitnehmernahen Initiativen Mitglied.
Kraft schöpfte sie - bis zuletzt - in der darstellenden und bildenden Kunst sowie in weltweiten Reisen. Sogar bis in die Arktis reichte das Interesse der Vollblut-Lokaljournalistin, die ganz im Sinne der von den Nazis zu Tode gequälten Lichtgestalt der deutschen Publizistik, Theodor Wolff, lebte und schrieb: „So schwebt über jeder Wahrheit noch ein letztes Vielleicht.“