Rundbrief KZ-Gedenkstätteninitiative Leonberg September 2002
Liebe Mitglieder und Interessierte an der Gedenkstättenarbeit in Leonberg,
wir laden herzlich ein zum nächsten Treffen am 25. September und informieren über das Neuste
Aktuelles
Mittwoch, 25. September 2002, 19.00 Uhr (!!), Samariterstift, Seestraße 80 (Atrium)
Treffen der KZ-Gedenkstätteninitiative e.V.
Alle Mitglieder und Interessierte sind herzlich eingeladen
1. Kurzbericht über eine Begegnung bzw. Wiederbegegnung mit einem ehemaligen KZ-Häftling
(Soll in Zukunft jeweils am Anfang unserer Versammlungen stehen)
2. Vorstellung eines Konzepts für eine Gedenkstätte Engelbergtunnel, erarbeitet von der Arbeitsgruppe (siehe Anlage)
3. Beratung über eine mögliche Einladung der ehemaligen Häftlinge aus Anlass der Ausstellung von Bildern des ehemaligen Leonberg-Häftlings Moshe Neufeld / Israel (siehe Näheres unten)
Mit Punkt zwei setzen wir die bei den letzten beiden Treffen begonnene Diskussion über eine mögliche Nutzung des Tunnels und des Vorplatzes fort. Die Beschlussfassung soll dem Vorsand für die notwendigen Gespräche mit der Stadt, die Eigentümerin des Tunnels und des Vorplatzes ist bzw. bald sein wird, Planungssicherheit geben.
Das beiliegende Mehrheitsvotum der Arbeitsgruppe wird anhand eines Modells erläutert. Die Minderheitsvoten in der Gruppe werden mündlich vorgetragen.
Nachrichten – Informationen – News – Nachrichten - Informationen –
Mitgliederbeiträge auf Euro umgestellt
Die Mitgliederversammlung am 21. März hat beschlossen, dass die Mitgliederbeiträge ab dem 1.1.2002 auf Euro umgestellt werden. Der Jahresbeitrag beträgt jetzt 15 €, bisher 30 DM, der erhöhte freiwillige Jahresbeitrag 30 €, bisher 60 DM, der ermäßigte Beitrag für Wenigverdienende 6 €, bisher 12 DM. Soweit uns Bankeinzugsermächtigungen erteilt wurden, wofür wir dankbar sind, wurden die Beträge inzwischen abgebucht. Es gab für uns also keinen „Teuro“. Um so mehr sind wir dankbar für zusätzliche Spenden, ohne die wir die weitreichenden Ziele, die wir uns besonders für das nächste Jahr gestellt haben, nicht erreichen können. Wir appellieren in diesem Zusammenhang auch einmal an die zahlreichen Nichtmitglieder, die sog. Interessenten, Mitglied im Verein zu werden und rufen auch Sie zu großzügigen Spenden auf! (Die Satzung und Beitrittserklärungen schicken wir auf Anforderung zu.)
Neues Faltblatt
Ursula Krebs hat für uns ein neues Faltblatt entworfen. Es enthält eine Kurzfassung der Geschichte des KZ und nennt unsere Ziele. Der Prospekt steht kostenlos zur Verteilung und Werbung zur Verfügung. Über Vorstandsmitglieder anfordern.
www.kz-gedenkstaette-leonberg.de
Schauen Sie doch einmal herein in unsere neue homepage. Sie hat für uns ein ehemaliger ASG-Schüler, Timo Deiner, kostenlos eingerichtet. Er hat uns bei einem Vortrag auf Einladung der Schule kennen gelernt und spontan dieses Angebot gemacht. Herzlichen Dank! Noch ist nicht alles aufgebaut. Wir suchen eine ein wenig in der PC-Arbeit versierte Person, die dem Vorsitzenden bei kleineren Schreibarbeiten und der Pflege der homepage etwas zur Hand geht. Kein Hexenwerk!
Neues Buch eines ehemaligen KZ-Häftlings, der in Leonberg war
Als Fischertaschenbuch 15017 erschien vor kurzem in deutscher Übersetzung die Erinnerungen von Coen Rood, einem heute in Texas lebenden, 85-jährigen ehemaligen KZ-Häftling. Wir kennen Coen Roods Lebensgeschichte schon aus einem 1981 erstellten Interview, das uns über das Archiv in Yad Vashem zugänglich gemacht wurde. Der holländische Jude wurde 1942 in den Osten, in ein Zwangsarbeitslager in Gleiwitz verschleppt. Später erlebte er den Todesmarsch und kam über die Konzentrationslager Oranienburg und Flossenbürg nach Leonberg.
Gleich nach dem Krieg zeichnete Coen Rood seine Erinnerungen in holländischer Sprache auf. Er nahm sie mit in seine neue Wahlheimat Texas. Dort übersetzte er sie ins Englische. Jetzt brachte der Fischerverlag in der renommierten Taschenbuchreihe „Lebensbilder – Jüdische Erinnerungen und Zeugnisse“ eine gekürzte Fassung in deutscher Sprache heraus.
Auf wenigen Seiten beschreibt Rood auch seinen Aufenthalt in Leonberg mit erstaunlich genauen Detailkenntnissen, freilich mit den immer zugleich auch möglichen Erinnerungsverschiebungen. So gehen wir davon aus, dass der Zaun nicht elektrisch geladen war, wie Coen Rood schreibt. Die Angabe, dass er in Leonberg für die „Heinkel-Flugzeugfabrik“ gearbeitet hätte, ist ein unsinniger und unverständlicher Übersetzungsfehler. In der englischen Vorlage, die wir uns inzwischen besorgen konnten, ist eindeutig von der Messerschmitt-Flugzeug-Fabrik die Rede. Ausführlich geht Coen Rood auf den Todesmarsch bzw. die Todesfahrt von Leonberg nach Bayern ein und seine Befreiung durch die Amerikaner.
Wir haben inzwischen auch die Adresse von Coen Rood in Erfahrung gebracht. Es wäre schön, es käme zu einer Begegnung mit ihm in Leonberg.
Coen Rood: „Wenn ich es nicht erzählen kann, muß ich weinen“. Als Zwangsarbeiter in der Rüstungsindustrie.
Fischertaschenbuch 15017, Frankfurt am Main 2002, 9.90 Euro
Hilfe für Flutkatastrophenopfer:
Die Gedenkstätte Theresienstadt (Terezin) überflutet!
Es gibt viele bedürftige Flutkatastrophenopfer. Uns als Initiative müsste die fast vollständige Zerstörung der mühsam aufgebauten Gedenkstätte Theresienstadt besonders nahe gehen.
Am 16. August sind die Gebäude und Anlagen der Gedenkstätte Theresienstadt überflutet worden. Unter anderem stand im Ghetto-Museum in der „kleinen Festung“ (ehemaliges Gestapo-Gefängnis) und in den Gebäuden der Begegnungsstätte das Wasser 1,50 bis 2 Meter hoch. Große Teile der Archivbestände und Sammlungen, der technischen Ausstattung (PCs, Telefonanlage, Medien, Heizung, Großküchengeräte etc.) des Mobilars und der Gebäude selbst sind stark beschädigt oder zerstört.
Nach einer ersten Schätzung, so heißt es in einer Pressemitteilung vom 23. August, liegt der Schaden bei 2 Millionen EURO.
Nähere Auskunft kann Eberhard Frasch geben, Historiker und Fachleiter für Geschichte und Politik an einem Tübinger Gymnasium. Er hat sich unmittelbar nach dem Ablaufen des Wassers nach Terezin (Theresienstadt) begeben und half bei den ersten Aufräumarbeiten mit. (Eberhard Frasch, Schuhstraße 45, 72108 Rottenburg, Tel. 07472/915468 (Fax: 915469), E-Mail: e.frasch@gmx.de)
Der Vorstand der KZ-Gedenkstätteninitiative Leonberg ruft alle Mitglieder auf, sich zu einer Spende zu entschließen:
Spendenkonto:
Verein der Freunde und Förderer von Theresienstadt e.V., Potsdam/Berlin (c./o. Bernd Karl Vogel, Rielstr. 6, 14051 Berlin)
Konto Nr. 586301400 bei Deutsche Bank Berlin (BLZ 100 700 00). Verwendungszweck:
Gedenkstätte Theresienstadt.
Der Verein stellt Spendenbescheinigungen für das Finanzamt aus. Genaue Anschrift unter Verwendungszweck oder getrenntes Schreiben!
Termine 2002/2003 - Termine 2002/2003 – Termine 2002/2003
Sonntag, 29.9.2002, 14.30 Uhr
Führung „Weg der Erinnerung“ mit Renate Stäbler. Beginn: Eingang Friedhof Seestraße bei Haus Nr. 5.
Donnerstag, 10.10.2002, 19.30 Uhr Volkshochschule, Konferenzraum:
Vortrag von Renate Stäbler „Nazi-Terror und Rüstungswahn: die Geschichte des KZ Leonberg“ (4.00 € Abendkasse)
Donnerstag, 7.11.2002, 20.00 Uhr, Stadtbibliothek Leonberg, Liststraße:
(Eine Veranstaltung der Stadtbibliothek Leonerg)
Lesung von Klaus Beer aus seinem Buch „Ein Denkmal für Familie Cohen, die in Osterholz-Scharmbeck in Niedersachsen gelebt hat“.
Klaus Beer, Vorstandsmitglied der KZ-Gedenkstätteninitiative, hat dieses Denkmal seinen Vorfahren errichtet, deren Schicksal sonst in der Anonymität und Abstraktheit der sechs Millionen Opfer des Holocaust unterginge.
(Verlag H. Saade, 27711 Osterholz-Scharmbeck (ISBN 3-922642-45-4), Preis 12.50 EUR
Sonntag, 17.11.2002, 11.15 Uhr, am Friedensmahnmal im Stadtpark:
Feier zum Volkstrauertag. Anschließend Gang über den Blosenberg zum Engelbergtunnel.
Dienstag, 26. November 2002, 20.00 Uhr, Haus der Begegnung:
(Veranstaltung der Familienbildungsstätte zusammen mit der KZ-Gedenkstätteninitiative)
Lesung von Thomas Felder aus dem Roman von Arieh Eckstein „Tante Esther“ mit Liedbeiträgen von Thomas Felder
Der bekannte Reutlinger Liedermacher und Maler Thomas Felder führt uns mit dem von ihm übersetzten Roman in die Welt des polnischen Ostjudentums ein. Eckstein verbrachte seine Kindheit im Ghetto der Stadt Lodz, war im Waisenhaus von Janusz Korczak, ehe er nach Auschwitz deportiert wurde. Vorverkauf: 8 €, Abendkasse 10 €.
Sonntag, 26.1.2003, 11.15 Uhr, Stadtmuseum Leonberg, neben der Stadtkirche:
Vortrag von Eberhard Röhm zum Holocaust-Gedenktag
„Alle Welt schwieg – Seit wann wussten Regierungen und Kirchen vom millionenfachen Mord an den Juden und rassisch Verfolgten“.
Eberhard Röhm gibt Einblick in den für das nächste Jahr geplanten Band 4 von „Juden-Christen-Deutsche“.
(Von dem auf insgesamt vier Bände angelegten, zusammen mit Prof. Jörg Thierfelder verfassten Gesamtwerk sind bisher drei Bände beim Calwer Verlag, Stuttgart, erschienen. Band 1 derzeit vergriffen.)
gez. Eberhard Röhm (Vorsitzender)