Wenn aus Feinden Freunde werden

Die KZ-Gedenkstätteninitiative Leonberg e.V. lädt ein ins BücherCafé im Samariterstift (Seestraße 74, 4. Stock, Aufzug bis zum 3. Stock) am Sonntag, 5. Mai, 15 Uhr.

Europa in Bedrängnis. In vielen Ländern nagen heute grenzdebile Politiker und nationale Esel am besten, was uns geschehen konnte: nach Jahrhunderten „nationaler Größe“ mit Krieg, Not und Elend, jetzt Europa! Das war am Tag, als die Waffen schwiegen, am 8. Mai 1945 nicht zu erwarten: angesichts der materiellen und moralischen Verwüstungen des vom Dritten Reich vom Zaun gebrochen Krieges verkündete Robert Schuman am 9. August 1950 seine Vorstellungen von einem Europa, dessen Nationen politisch zusammenarbeiten und Kriege in Europa unvorstellbar machen würden. 69 Jahre ist diese Geburtsstunde der Europäischen Union jetzt her, die Länder feiern Versöhnung, Frieden und Zusammenarbeit immer am 9. August, so auch dieses Jahr. Manches in der EU ist verbesserungswürdig, also verbessern wir es doch! Gehen sie wählen, Europa-Wahl ist am 26. Mai.

 Schuman sah voraus: Europa lässt sich nicht mit einem Schlage herstellen und auch nicht durch eine einfache Zusammenfassung, es wird durch konkrete Tatsachen entstehen, die zunächst eine Solidarität der Tat schaffen. Einer, der an und in dieser Solidarität gearbeitet hat, kommt aus unserer Mitte, ist unser Nachbar in Leonberg, er hat die Biografie seines Lebens geschrieben:

Frowin Junker: „Wenn aus Feinden Freunde werden“

Im BücherCafé der KZ-Gedenkstätteninitiative wird er seine Biografie vorstellen, wird daraus lesen, aus seinen – wie er es nennt – drei Welten berichten.  Zuerst, wie er als christlicher Junge in der Hitler-Jugend war, dann von der Partei auserkoren in eine NS-Ordensburg kam, einer Eliteschule zur Ausbildung des zukünftigen NSDAP-Führungspersonals. Wie er zufällig beobachtete, dass die Leichen von KZ-Häftlingen am Blosenberg verscharrt wurden, wie er sich entsetzt von der NS-Ideologie abwandte. Wie er nach Kriegsende nicht nur vor einem materiellen Trümmerhaufen, vor Leid und Schmerzen stand, sondern auch den moralischen Zusammenbruch der Deutschen registrieren musste. Was hatte Bestand, was war noch richtig? Wie sich damit auseinandersetzen, wie Menschen anderer von den Nazis mit Krieg, Mord und Terror überzogener Nationen begegnen, wie Juden in die Augen schauen?

Da gab es die internationale, christliche Organisation „Moral Rearmament“ (Moralische Aufrüstung), die bei Selbsterkenntnis und Versöhnung helfen konnte: Eine aufreibende und langwierige Aufgabe, für sich selbst und in vielen Ländern dieser Erde stand ihm bevor – seine zweite Welt. Frowin Junker wird von dieser zwanzigjährigen Wanderschaft berichten, in der er sich für Völkerverständigung und Versöhnung einsetzte und auch versuchte, ein neues Deutschlandbild zu vermitteln. 

In seiner dritten Welt wurde er bodenständig. Architekturstudium und Familiengründung ließen ihn in Leonberg sesshaft werden und sich hier für Gemeinde und Kirche einsetzen - immer in Bezug zu den Schrecken des Dritten Reichs. Er war einer der ersten, der sich mit der Aufarbeitung des KZ Leonberg befasste: das „Totenbuch“ in der Blosenbergkirche mit den Namen der hier ums Leben gekommenen Männer aus 24 Ländern Europas Zeugnis legt davon Zeugnis ab.

Frowin Junker wird von alldem berichten und all Ihre Fragen gern beantworten, kommen Sie ins BücherCafé am Sonntag, 5. Mai.


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