Zwei barbarische Akte der Zerstörung

von Friederike Voß
Leonberger Kreiszeitung, 28. September 2002

LEONBERG - "Die Zerstörung zeitgenössischer Kunstwerke ist genauso ein barbarischer Akt wie die Verbrennung von Büchern.'' Mit diesem Satz schließt eine Pressemitteilung der Stadtverwaltung, die die Zerstörung zweier zeitgenössischer Kunstwerke im Stadtgebiet vermeldet.

Wann die Gedenktafel an Hans D. Sailers Friedensmahnmal im Stadtpark mit roher Gewalt zertrümmert worden ist, kann niemand sagen. Sailer selbst hatte den Schaden der Kulturamtsleiterin Christina Ossowski am Montag gemeldet. Die Polizei vermutet, dass rund zehn Tage vor der Entdeckung Unbekannte die Sandsteinplatte zerschlagen haben. "Offensichtlich bei einem Trinkgelage'', heißt es in der Mitteilung.

In dieser Woche hat die Stadt dann die Segel gestreckt und die "Begehbare Plastik'' von Roger Krötz, die seit einem Bildhauersymposion 1974 auf dem Golfplatz gestanden hatte, abbauen lassen. Und sie hat sich dazu entschlossen, diese Zeugnisse sinnloser Zerstörungswut an die Öffentlichkeit zu bringen. Unbekannte hatten aus der Betonplastik von Krötz ein großes Stück herausgeschnitten und sie damit irreparabel zerstört. Stadtgärtner hatten das irgendwann entdeckt und die Skulptur abgesperrt. Denn es standen Streben des Stahlgitters heraus und gefährdeten vor allem Kinder, die auf der Plastik herumgeklettert sind. Doch die Absperrungen wurden immer wieder überklettert. Deshalb also der Abbruch.

Rechnet man die Sachkosten für die Kunstwerke sowie die für ihren Abbau zusammen, kommen immerhin rund 11 000 Euro zusammen. Damit rechnet Christina Ossowski. Und dann muss die Sandsteinplatte von Sailer, die mit der Widmung "Allen Opfern von Gewaltherrschaft . . .'' dem Friedensmahnmal ja erst seinen Sinn gab, ersetzt werden. Geld, das noch einmal auf diese 11 000 Euro gelegt werden muss.

Vor ein paar Jahren war die Sandsteintafel aus der Krypta unterhalb des Friedensmahnmals fortgenommen worden, weil vermutlich ein Gegner des unbequemen Kunstwerkes immer wieder die Platte zugekotet hatte. Sie wurde daraufhin an einem Stahlträger aufgehängt und war seitdem nicht mehr beschädigt worden, wie Christina Ossowski erzählt. Und jetzt das. Leere Bierflaschen und Unrat, der auf diesem stillen Platz im Stadtpark verteilt lag, lassen darauf schließen, dass das Gelage und die Zerstörung in einem Zusammenhang stehen.


zurück