Rechenschaftsbericht des Vorstands der KZ-Gedenkstätteninitiative Leonberg e.V. für das Jahr 2013 – vorgetragen bei der Mitgliederversammlung am 20. Februar 2014
Die Arbeit der KZ-Gedenkstätteninitiative war im Jahr 2013 geprägt vor allem von der Vorbereitung und Durchführung des Jugendcamps zur Errichtung des „Hauses der tausend Namen“ vor dem alten Engelbergtunnel in Verbindung mit der Begegnung mit ehemaligen Häftlingen des KZ Leonberg.
1. Projekt „Haus der tausend Namen“ / Jugendcamp
Die Errichtung des „Hauses der tausend Namen“ nach dem Entwurf von Johannes Kares durch mehr als 300 Jugendliche in der Zeit von 29. April bis 9. Mai 2013 war wohl das herausragende Projekt der KZ-Gedenkstätteninitiative in ihrer bisherigen Geschichte und kann als rundum gelungen gelten.
Im genannten Zeitraum fand auf dem Gelände der Gedenkstätte, veranstaltet durch unseren Verein ein Jugendcamp statt.
Die Idee, eine Skulptur durch die Zusammenarbeit zwischen dem Künstler Johannes Kares und Jugendlichen aus der Region zu schaffen, war Leitgedanke des Projekts. Unser Konzept, ein halbtägiges Programm für Schulklassen, stieß auf reges Interesse. So konnten 17 Gruppen mit insgesamt fast 350 Jugendlichen, die Geschichte von KZ und Zwangsarbeit in Leonberg kennen lernen. Sie begegneten in Gesprächsrunden Männern, die als Zeitzeugen das Geschehen miterlebt hatten. Angeleitet von Johannes Kares wurden mit Schlagbuchstaben die Namen von über 1000 ehemaligen Gefangenen in Stahltafeln gehauen, die Bestandteil der neuen Skulptur sind. Projektleiter waren Holger Korsten und Manfred Pauschinger.
In einer großen gemeinsamen Feier, mit bewegenden Reden und verschiedenen künstlerischen Beiträgen wurde die Skulptur von jugendlichen Teilnehmern des Camps enthüllt. Bei der Feier wirkte die Theater-AG des Robert-Bosch-Gymnasiums Gerlingen mit. Eine beeindruckende Ansprache hielt der ehemalige Häftlings Riccardo Goruppi.
Die Durchführung des Jugendcamps, als Teil des Projekts HAUS DER 1000 NAMEN, war nur durch großzügige Unterstützung zu verwirklichen. Hier ist einmal die finanzielle Seite zu nennen: Spenden von Privatpersonen und von Unternehmen sowie die Förderung innerhalb des EU-Programms „Bürger für Europa“. Andrerseits waren viele und vielfältige Arbeiten zu leisten, die von freiwilligen Helferinnen und Helfern ehrenamtlich erledigt wurden.
Als Projektpartner konnten Mitarbeiter des „Netzwerks für Demokratie und Courage“ in Stuttgart gewonnen werden, die Zeitzeugengespräche moderierten. Die Studentin Valentina Boyens von der Filmhochschule Ludwigsburg begleitete das Geschehen im Jugendcamp mit Mikrofon und Kamera und schuf mit einem 15-minütigen Film eine bleibende Erinnerung. Die Schülerfirma der Pestalozzischule und Berufsschulklassen des Beruflichen Schulzentrums versorgten die Teilnehmer jeden Tag mit einem Imbiss.
Begleitet wurden die Aktivitäten von der Planungsphase bis zum Abschluss von Presseartikeln und Beiträgen in Hörfunk und Fernsehen. Die Leonberger Öffentlichkeit war gut informiert, auch durch unsere 3-tägige Präsenz im Erdgeschoss des Leo-Centers. Mit einem professionellen Stand konnte unter großem Publikumsinteresse für das Projekt geworben werden.
Was bleibt, ist eine Skulptur zur Erinnerung und zum Gedenken an die 1000 Häftlinge des letzten Transports von Flossenbürg nach Leonberg, der am 16. März 1945 am Bahnhof in Leonberg angekommen ist.
Darüber hinaus, eine unvergessliche Begegnung von 350 Jugendlichen mit der Geschichte, mit den Zeitzeugen, wie aus der weitaus überwiegenden Anzahl von Rückmeldebögen zu lesen ist. Unvergesslich auch die Stunden und Gespräche mit unseren Gästen aus Holland, Israel, Italien, Slowenien und aus Deutschland, die gerne gekommen sind.
2. Weitere Veranstaltung im Jahr 2013
a) In einer gemeinsam mit dem Kulturamt der Stadt Leonberg durchgeführten Veranstaltung am 1. Februar aus Anlass des Holocaust-Gedenktages sprach der CDU-Bundestagsabgeordnete Clemens Binninger in der Steinturnhalle vor etwa 70 Besuchern über die Arbeit des NSU-Bundestagsuntersuchungsausschusses, in dem er Mitglied und Obmann seiner Fraktion ist.
b) Am 15. März 2013 Gespräch mit Frau Lene Kessler über die von ihr veröffentlichte Autobiographie als Holocaust-Überlebende als Einleitung zur Jahresmitgliederversammlung mit etwa 25 Besuchern
c) Veranstaltung in Kooperation mit Dekan Hartmut Fritz, OStD Waldinger und Schülern des Johannes-Kepler-Gymnasiums zur Erinnerung an die Bücherverbrennung am 3. Mai 2013 in der Stadtbibliothek mit etwa 50 Besuchern (wegen Überfüllung geschlossen).
d) Vortrag von Klaus Beer in einem der beiden Zelte des Jugendcamp am 6. Mai 2013 zum Thema „Vom Umgang mit dem neu-alten Nazismus“ mit etwa 25 Besuchern.
e) Vortrag am „Tag des offenen Denkmals“ am 8.9.2013 im Samariterstift von Renate Stäbler mit etwa 20 Besuchern.
f) Vorstellung von Büchern zum Thema „Erntedankfest im Nationalsozialismus“ am Sonntag, 3.10.2013, im Rahmen einer neuen Reihe der Bibliotheksarbeitsgruppe in der Bibliothek im Samariterstift (Linde und Klaus Beer als Referenten) mit etwa 30 Besuchern.
g) Vorstellung von Büchern zum Thema „Reichspogromnacht“ am Sonntag, 3.11.2013, in der Bibliothek im Samariterstift (Dagmar Freythaler, Emmely und Walter Heid sowie Eberhard Röhm als Referent) mit etwa 15 Besuchern.
h) Vorstellung von Büchern zum Thema „Weihnachten im Nationalsozialismus“ am Sonntag, 1.12.2013, in der Bibliothek des Samariterstifts (Linde Beer, Bärbel und Holger Korsten) mit etwa 20 Besuchern.
3. Einrichtung eines Geo-Caching-Pfades im Bereich der KZ-Gedenkstätte Leonberg
Als Pilotprojekt für die Gedenkstätten in Baden Württemberg, finanziert von der Landeszentrale für politische Bildung wurde durch Fabian Müller von der KZ-Gedenkstätte Osthofen mit Unterstützung von Marei Drassdo und Eberhard Röhm im August/September ein Geo-Caching-Pfad entlang dem „Weg der Erinnerung“ eingerichtet.
4. Tätigkeiten von Arbeitsgruppen
a) Arbeitsgruppe Bibliothek (Linde Beer, Bärbel Korsten, Dagmar Freythaler, Emmely Heid):
Am 24.3.2013 wurde die Ini-Bibliothek in einer Matinee offiziell eröffnet. Im Internet erlaubt der Link „Bibliothek“ auf unserer Homepage Einsicht in den Bibliotheksbestand, auch Handzettel in den städtischen Büchereien informieren über Ausleihzeiten und Anschrift. Ab Sonntag, 7. April, war die Bibliothek regelmäßig jeden ersten Sonntag im Monat von 15 bis 17 Uhr geöffnet. Die Zahl der Besucher war insgesamt enttäuschend. Um die Bibliothek besser bekannt zu machen, verknüpft die Bibliotheksgruppe ab Oktober die monatliche Ausleihe mit einer eigenen Veranstaltung und schafft so einen Anlass zum Besuch der Bibliothek. Seit Oktober fand an jedem ersten Sonntag eines Monats im Raum der Bibliothek am Nachmittag um 15 Uhr eine Lesung und Buchvorstellung zu einem ausgewählten Thema statt. So gab es im laufenden Jahr bereits drei derartige Veranstaltungen (siehe Ziff. 2 „Weitere Veranstaltungen im Jahr 2013“).
b) „Arbeitsgruppe Technik“ (Holger Korsten, Wolfgang Schiele, Pitt Adler, Manfred Pauschinger):
Die Arbeitsgruppe insgesamt, insbesondere Holger Korsten und Manfred Pauschinger, hat sich in unzähligen Arbeitsstunden um die Errichtung und Durchführung des Jugendcamps bemüht.
c) Arbeitsgruppe „Schule“ (Marei Drassdo, Manfred Pauschinger, Eberhard Röhm):
Die Arbeitsgruppe hat teils gemeinsam, teils einzeln fünf Lehrer- bzw. Studenten-Fortbildungsveranstaltungen durchgeführt:
- einen Seminartag für Geschichtsstudenten der PH Ludwigsburg (Dozent Holger Viereck) am 2. März unter Leitung von Eberhard Röhm,
- eine Fortbildungsveranstaltung für Lehrer aller Schularten des Regierungsbezirks Stuttgart am 20. März (Drassdo, Pauschinger, Röhm)
- ein Fortbildungstag für Geschichtslehrer an Realschulen des Regierungsbezirks Stuttgart (Eberhard Röhm)
- ein Fortbildungstag für Studenten des Fachs Geschichte der PH Ludwigsburg am 15. Juni (Röhm)
- ein Fortbildungstag für Mitarbeiter der Gedenkstätten in Baden-Württemberg zur Einführung in den Umgang mit einem Geo-Caching-Projekt der KZ-Gedenkstätteninitiative Leonberg am 21. September. Träger: LpB Baden-Württemberg, Leitung: Marei Drassdo und Sibylle Thelen, Referenten: Fabian Müller, Eberhard Röhm,
- ein Unterrichtspaket zur Darstellung der Geschichte des KZ Leonberg anhand von 16 Einzelbiographien ehemaliger Häftlinge wurde in fünf Exemplaren hergestellt und steht nun Lehrern zur Ausleihe zur Verfügung.
d) Arbeitsgruppe Namenstafeln auf dem Friedhof Seestraße (Holger Korsten, Eberhard Röh, Renate Stäbler): Die für 2013 geplante Errichtung der Namenstafeln auf dem Friedhof Seestraße musste erneut verschoben werden, da die Verhandlungen der Stadt mit dem Regierungspräsidium hinsichtlich von Auflagen noch nicht abgeschlossen sind.
5. Kontakte mit ehemaligen Häftlingen und deren Angehörigen
a) Im Rahmen des Jugendcamps besuchten uns die ehemaligen Häftlinge Riccardo Goruppi (Italien), Avraham Ary (Israel), Eliezer Artmann (Israel), der zum ersten Mal in Leonberg war, Justin Sonder Deutschland), der selbst im KZ war und dessen inzwischen verstorbener Vater Leonberg-Häftling war, Dusan Stefancic, ein ehemaliger Mauthausen-Häftling, mit dem wir seit Jahren Kontakt hatten, wie Robert Lechner, der Sohn eines deutschen Leonberg-Häftlings. Außerdem war zur Einweihungsfeier der ehemalige holländische Gestapo-Häftling Albert Boerma mit einem seiner Söhne gekommen. Der Einladung konnte leider nicht Folge leisten Giuseppe Covachich (Italien), der erkrankt war, und Albert Montal wegen der Erkrankung seiner Frau.
b) Wie jedes Jahr erhielten alle noch lebenden ehemaligen Häftlinge wie alle Familien ehemaliger Häftlinge, mit denen wir irgendwann Kontakt hatten, einen von Holger Korsten gestalteten Weihnachts- und Neujahrsgruß, der von Irmtraud Klein versandfertig gemacht wurde. Als Echo erhielten wir eine fast gleich große Zahl an Antworten aus aller Welt.
c) Auch in diesem Jahr haben einige wenige Angehörige uns nach dem Schicksal von Verwandten als KZ-Häftlinge in Leonberg um Auskunft gebeten.
6. Kontinuierliche Bildungsarbeit (Statistik)
Es fanden statt
- 43 Führungen auf dem Weg der Erinnerung einschließlich der Tunnelausstellung, davon 35 mit Schulklassen 5 mit sonstigen Jugendlichen und 3 mit Erwachsenen mit insgesamt 600 Schülern/Jugendlichen und 300 Erwachsenen inklusive Lehrern bei Projekten mit Schulklassen,
- ab 8 Sonntagen im Jahr war das Dokumentationszentrum im alten Engelbergtunnel mit der ständigen Ausstellung je zwei bis drei Stunden geöffnet und wurde von 300 Besuchern, darunter etwa 50 Jugendlichen besucht,
- 4 Lehrer- und Studentenfortbildungsveranstaltungen mit zusammen 80 Personen,
- 8 Vortragsveranstaltungen mit insgesamt 250 Besuchern. Nimmt man noch die 350 Besucher, davon etwa 50 Jugendliche, bei der Einweihung des „Hauses der tausend Namen“ dazu, zählen wir etwa 600 erwachsene Besucher bei Vortragsveranstaltungen,
- 6 Einzelberatungen von Schülern jeweils mehrere Stunden, davon vier GFS (Gleichwertige Feststellung von Schülerleistungen).
Insgesamt erreichten wir mit unseren Veranstaltungen 1886 Personen, davon etwa 706 Schüler bzw. Jugendliche und 1180 Erwachsene.
7. Öffentlichkeitsarbeit
Es wurden im Jahr 2013 19 Rundbriefe per E-Mail an Mitglieder und Interessenten verschickt, drei davon zugleich mit der Post an Personen, die kein E-Mail haben.
Die Presse berichtete im Jahr 2013 18 Mal über unsere Arbeit. Über das Jugendcamp und die Errichtung des „Hauses der 1000 Namen“ kam ein Bericht in der Landesschau Baden-Württemberg.
8. Spezielle Tätigkeit des Vorstands
Die Vorstandsmitglieder haben sich im Jahr 2013 zu zehn Sitzungen zur Beratung und Beschlussfassung getroffen, jeweils im Gedenkstättenraum im Samariterstift. Die Treffen wurden ergänzt durch zahlreiche Verständigungen über E-Mail, ohne das die Vorstandsarbeit nicht denkbar gewesen wäre.
Einzelne Vorstandsmitglieder hielten Kontakt mit der Landeszentrale für politische Bildung und der Landesarbeitsgemeinschaft der Gedenkstätten in Baden Württemberg. Am 8./9. Februar nahmen Marei Drassdo und Eberhard Röhm an der Jahrestagung der Gedenkstätten in Baden-Württemberg in Bad Urach teil.
9. Vorstand und Mitgliederzahl
Am 15. März 2013 fand die Jahresmitgliederversammlung im Samariterstift statt, bei der der bisherige Vorstand wiedergewählt wurden: Marei Drassdo zur Vorsitzenden, Eberhard Röhm zum stellvertretenden Vorsitzenden. Als Beisitzer wurden wiedergewählt: Irmtraud Klein, Holger Korsten, Manfred Pauschinger, Martin Riethmüller (vom Vorstand zum Kassier gewählt), Renate Stäbler Nicht mehr angetreten ist Ute Wittmann. Als Kassenprüfer wurden gewählt: Heinz Klingel und Wolfgang Schiele.
Zum Zeitpunkt der Mitgliederversammlung (8.3.2012) betrug die Zahl der Mitglieder: 79.
Für den Vorstand:
Marei Drassdo, Vorsitzende
Eberhard Röhm, Stellv. Vorsitzender
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